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Proteste
In den USA konnten zur Zeit des Prozesses und der Berufungen - bis auf wenige Ausnahmen - nur Einwanderer sowie anarchistische und einige linke Gruppierungen für Proteste mobilisiert werden, wobei etwa die Kommunisten kein Interesse an einer Beteiligung zeigten. |
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Intellektuelles Unbehagen Als bekannt wurde, dass weder das vorliegende Geständnis Madeiros' noch der Verdacht auf heimliche Absprachen mit dem Justizministerium eine juristische Neubewertung des Falles nach sich zog, wurden zusehends auch konservative Intellektuelle des ganzen Landes auf den Fall aufmerksam: In einem aufsehenerregenden Artikel im Magazin The Atlantic Monthly (Ausgabe März 1927) kritisierte der Jurist Felix Frankfurter die Entscheidungen von Richter Thayer scharf. Die Frage, ob Sacco und Vanzetti sterben sollten, wurde in amerikanischen Zeitungen und der Öffentlichkeit kontrovers debattiert. |
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Breite Mobilisierung Nachdem das Todesurteil verkündet worden war, stieß die nun besonders auf Amerikaner zugeschnittene Kampagne des Defense Committee bei allen Bevölkerungsschichten und Glaubensgruppen auf große Resonanz: Katholiken, Quäker, Presbyterianer, Atheisten, Wissenschaftler, Schriftsteller und viele andere begannen sich für die Verurteilten einzusetzen. Diese breite Mobilisierung ist vor allem dem Journalisten Gardner Jackson zuzuschreiben, der sich mit großem persönlichem Einsatz für das Defense Committee engagierte. Auch die Kommunistische Partei – zuvor uninteressiert - begann nun, den Fall für sich zu instrumentalisieren: So soll von den gesammelten Geldern nur ein Bruchteil an das Defense Committee übergeben worden sein. |
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Ruf nach Revision Das Defense Committee konzentrierte seine Bemühungen nun ganz auf die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses. Obwohl diese Forderung auch von über sechzig Professoren und Rechtswissenschaftlern des ganzen Landes an den Gouverneur von Massachusetts, Alvan T. Fuller, herangetragen wurde, gab es in der Oberschicht und dem Mittelstand eine breite Front gegen derartige Bestrebungen. |
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Gegen Gerechtigkeit Die Gegner äußerten die Befürchtung, das Ansehen der Institutionen von Massachusetts könnte durch eine Revisionskommission geschädigt werden: Es würde schändlicherweise so wirken, als ob die „Gerichte von Massachusetts unfähig seien, in Kriminalprozessen fair und ehrlich zu sprechen“. Vanzetti schrieb dazu in einem Brief: „Sie müssen uns umbringen, um die Würde und Ehre des Commonwealth zu retten.“ Ein weiterer Grund waren Ressentiments gegen Ausländer und Andersdenkende, wie sie laut Verteidigung den ganzen Prozess prägten. Vielen reichte die unbestrittene Tatsache, dass Sacco und Vanzetti Einwanderer, Wehrdienstflüchtige und Anarchisten waren, um ihnen per se Bürgerrechte abzusprechen. Zitat aus einem Leserbrief an die New Republic: „Ich sage, Richter Thayer hat recht getan, als er sie, mit oder ohne Beweise, des Mordes schuldig befand, damit man sie loswerden kann [...] Amerika ist für die Amerikaner da und nicht für verdammte Ausländer.“ Ein drittes Argument gegen eine Revision fand sich in den Protesten selbst: Man dürfe der Agitation radikaler Kräfte im In- und Ausland keinesfalls nachgeben, möchte man amerikanische Werte nicht verraten. |
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