Moore verlässt das Verteidigungsteam

Die Spannung zwischen Moore auf der einen und Felicani sowie Sacco und Vanzetti auf der anderen Seite begann nicht zuletzt wegen der offenbaren unlauteren Methoden, die Moore bei den Nachrecherchen anwandte, zu eskalieren. Moore gründete die Sacco-Vanzetti New Trial League, von der aus nun die gesammelten Gelder für den Kampf um einen neuen Prozess eingesetzt werden Mooresollten - mit ihm als führenden Verteidiger. Da sich sowohl Sacco als nun auch Vanzetti energisch gegen Moore wandten, scheiterte die New Trial League. Moore wurde entlassen und zog sich im November 1924 enttäuscht vom Fall zurück. Sein Beitrag wird meist ambivalent bewertet: Das erfolgreiche Bemühen, den Fall als Skandal weltweit publik zu machen, gilt als sein Verdienst. Gleichzeitig wird die betriebene Politisierung als Grund für sein Scheitern vor Gericht kritisiert. Dass er sich später gegen Sacco und Vanzetti wandte („Sacco war wahrscheinlich und Vanzetti möglicherweise schuldig.“), wird teilweise als Folge seiner Verbitterung interpretiert.

 
     
 
Zurück zu den bis 1923 gestellten Anträgen unter Leitung Moores.
Der neue Anwalt.
 
     
   
 

ThompsonDer neue Anwalt

Moore wurde durch den renommierten, konservativen Anwalt William Thompson ersetzt. Dieser war bereits bei Erstellung des fünften Zusatzantrags involviert und von der Unschuld beider Angeklagten überzeugt. Felicani äußerte sich später tief beeindruckt von Thompsons Beitrag zu dem Fall, beschrieb das Verhältnis aber als eher distanziert: „... er [war] der Aristokrat und wir die Proletarier.“ Thompson wies das Defense Commitee an, sämtliche Agitation einzustellen, um die Auseinandersetzungen mit dem Gericht sachlicher führen zu können. Obwohl Vanzetti, Felicani und andere im Komitee aus tiefem Misstrauen gegenüber der Staatsanwaltschaft und dem Gericht auf den Druck der Öffentlichkeit bauten, folgte das Defense Commitee schließlich Thompsons Anweisung. Inzwischen stieß der Fall längst auf weltweite Aufmerksamkeit. So fanden die Vorsprachen Thompsons bei Gericht in den Zeitungen große Beachtung.

 
     
 
Zeiger Berufung beim Obersten Gerichtshof in Massachusetts.
Zeiger Das Geständnis.
Zeiger Wer war William Thompson?
Zeiger Der fünfte Zusatzantrag.
 
     
   
 

Ermessensrecht

Im Januar 1926 vertrat Thompson seine Berufung gegen das Urteil und die Ablehnung der Wiederaufnahmeanträge durch Thayer vor dem Obersten Gerichtshof von Massachusetts. Dieser bestätigte etwa fünf Monate später die Schuldsprüche gegen Sacco und Vanzetti und Thayers Entscheidung, die im Grunde durch das Ermessensrecht des Richters gedeckt sei. So müsse ein Richter nicht einmal begründen, warum er etwa eidesstattlichen Erklärungen keinen Glauben schenkt. Die Behauptung der Verteidigung, es wurden während des Prozesses bewusst Vorurteile geschürt, wies das Oberste Gericht ebenfalls zurück.

 
 
Zeiger Das Geständnis.
Zeiger Wer war William Thompson?
Zeiger Die Ressentiments schürenden Kreuzverhöre.
Zeiger Katzmann und Thayer beschwören patriotische Gefühle.