Colt
 
     
 

Umstrittene Test

Der Streit um die Beweiskraft der ballistischen Tests an Saccos Waffe hielt noch Jahre nach dem Urteil an und wird bis heute geführt. In seiner eidesstattlichen Erklärung nach Prozessende betonte Proctor, dass er lediglich darlegen wollte, die Kugel sei aus einem automatischen Colt gekommen, nicht aber unbedingt aus Saccos. Weitere Untersuchungen im Zuge der Wiederaufnahmeanträge brachten widersprüchliche Ergebnisse. Zudem tauchten Indizien auf, wonach sowohl der Lauf von Saccos Colt als auch die Kugel selbst ausgetauscht wurden.

 
     
 
Wurde die Kugel vertauscht?
Der falsche Pistolen-Lauf.
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Wurde Kugel III vertauscht?

In den beiden Leichnamen von Beradalli und Parmenter fanden die Ärzte insgesamt sechs Kugeln. Eine davon, die sogannte Kugel III, stammte aus einer Pistolenart, wie sie Sacco bei sich trug. Sie soll laut Gutachten für den Tod von Beradelli verantwortlich sein.

Der Arzt, der die Kugeln aus dem Körper Beradellis entfernte, nummerierte direkt nach der Entnahme die Geschosse, indem er mit einer Nadel römische Ziffern in den flachen Boden der Kugeln ritzte. Kugel III war demnach die dritte aus Beradellis Körper entnommene Kugel von insgesamt vier.

1927 kam es zu der mittlerweile dritten Untersuchung der Kugel (nach 1921 und 1923), durchgeführt auf Betreiben der Staatsanwaltschaft. Als Vertreter der Verteidigung war Herbert Ehrmann bei den Versuchen anwesend, die Major Calvin Goddard durchführte. Goddard kam zu dem gleichen Schluss wie schon bei seiner vorherigen Untersuchung vor einigen Jahren: Die Kugel wäre aus Saccos Colt abgefeurt worden. Ehrmann jedoch machte eine einschneidende Beobachtung: Die Markierung an der Kugel III wurde eindeutig mit einem anderen Werkzeug durchgeführt als jene auf den anderen Kugeln. Die Ziffern auf I, II und IV wiesen dünne, gerade Linien auf, während die III vergleichsweise breit und zackig eingeritzt wurde. Goddard und auch andere Experten bestätigten diese Beobachtung, die Spekulationen um einen nachträglichen Austausch der Kugel III Auftrieb verschaffte.

Dr. Magrath, der die Kugeln seinerzeit aus der Leiche entfernte, beschrieb diese als „leicht“ abgeflacht, infolge ihres Aufpralls auf den linken Hüftknochen. Die vorliegende Kugel III war zwar auch abgeflacht, jedoch sehr deutlich.

 
     
 
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Der falsche Pistolenlauf

Im Zuge der Wiederaufnahme-Anträge zerlegte der ballistische Sachverständige der Verteidigung Saccos sowie zwei weitere Colts vor den Augen des Richters. Nach seinen Ausführungen baute er die Waffen wieder zusammen. Einige Monate später, im Februar 1924, stellte die Staatsanwaltschaft fest, dass sich ein neuer Lauf auf Saccos Pistole befand. Beide Seiten beschuldigten sich nun gegenseitig, den Lauf absichtlich vertauscht zu haben. Eine genaue Untersuchung über den Vorfall gab es nicht. Richter Thayer beschloss, dass der rostige Lauf auf einer von Hamiltons neuen Waffen der Original-Lauf von Saccos Colt ist.

 
 
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