saccofront
Zeugen gegen Sacco
 
   
 
William S. Tracey: „Habe einen Mann, der wie Sacco aussah, in der Nähe des Schauplatzes des Verbrechens gesehen.“
   
William J. Heron: „Sacco war Stunden vor dem Überfall am Bahnhof von South Braintree.“
   
Louis Pelser: „Sacco sieht genauso aus wie der Mörder von Beradelli.“
   
Carlos E. Goodridge: „Sacco im Fluchtwagen richtete die Waffe auf mich.“
   
Lola Andrews: „Ich fragte Sacco, der gegen 11:45 Uhr in der Nähe des Tatorts ein Auto reparierte, nach dem Weg.“
   
Mary Splaine: „Sacco hatte sich aus dem Fluchtwagen gebeugt.“
   
Frances Devlin: „Sacco hatte sich aus dem Fluchtwagen gebeugt.“
   
  Die Zeugen gegen Vanzetti.
  Zurück in den Gerichtssaal.
 
     
§
 
 

William S. Tracey sah gegen 11:35 Uhr zwei Männer bei einer Drogerie in der Nähe des Schauplatzes warten, vermutlich auf die Straßenbahn. Sacco wäre einer dieser Männer gewesen, allerdings sei er sich nicht ganz sicher. Den Übefall selbst, der 3 ½ Stunden später stattfand, hatte Tracey nicht gesehen. Die Verbindung zwischen den beiden Männern aus Traceys Beschreibung und dem Überfall wurde nicht weiter dargelegt.

 
     
 
 
     

§

 
 

William J. Heron will am Tag des Überfalls, zwischen 12:30 und 13 Uhr zwei Männer, die sich italienisch unterhielten, auf dem Bahnhof von South Braintree gesehen haben – wobei Heron selbst einräumte, in Fremdsprachen nicht bewandert zu sein. Er war sich jedoch ziemlich sicher, dass Sacco einer der Männer gewesen ist. Den Überfall selbst hatte er nicht gesehen. Ob diese Männer etwas mit dem Verbrechen zu tun hatten, wurde von der Staatsanwaltschaft nicht weiter dargelegt.  

 
     
 
 
     
§
 
 

Louis Pelser war Arbeiter in der Rice & Hutchins Schuhfabrik und sah den Überfall vom Fenster der Fabrik aus. Er glaubte, Sacco als Mörder Beradellis wiederzuerkennen. Den Verteidigern hatte er bei den Ermittlungen jedoch gesagt, die Schießerei nicht gesehen zu haben. Auch der Polizei gegenüber gab er zuvor an, nicht genügend erkannt zu haben. Nach der Aussage eines Arbeitskollegen Pelsers habe sich dieser wie alle anderen mit Beginn der Schießerei hinter der Werkbank versteckt.

 
     
 
 
     
§
 
 

Carlos E. Goodridge kam nach eigener Aussage nach den Schüssen aus einem Billardlokal gerannt und sah den Fluchtwagen. Einer der Männer im Wagen – vermeintlich Sacco – habe ihn dabei mit einer Pistole bedroht. Drei Zeugen sagten dazu aus, Goodridge hätte ihnen gegenüber gemeint, keinen der Gangster erkannt zu haben. Ein weiterer Zeuge sagte aus, Goodridge hätte nur einen jungen Mann mit hellen Haaren erwähnt.
Goodridge verfügte über ein langes Strafregister und stand während seiner Aussage unter Bewährung, womit ihm nach Ansicht der Verteidigung wenig Glaubwürdigkeit beizumessen sei. Tatsächlich entschied Thayer schließlich, Goodridges Aussage nicht als Beweismittel gelten zu lassen.

 
     
 
 
     
§
 
 

Lola Andrews suchte Arbeit und die Rice & Hutchins Fabrik. Gegen 11:30 Uhr ging sie in der Nähe der Slater & Morrill Schufabrik vorbei. Ihr fiel dabei ein Auto auf, das von einem dunkelhaarigen Mann repariert wurde, während sich ein blonder im Fond befand. Etwa 15 Minuten später kam sie wieder an dem Wagen vorbei und fragte den dunkelhaarigen Mann, der mit Kopf und Schultern unter dem Wagen lag, nach dem Weg zum Büro der Rice & Hutchinson Fabrik.  Dieser Mann wäre Sacco gewesen.

Ihr wurde von fünf Zeugen widersprochen. Eine Frau, die mit Andrews unterwegs war, bestritt eine derartige Begegnung. Widersprüche egaben sich zudem durch die Aussage eines weiteren Zeugen, der Andrews bestätigen sollte und meinte, Andrews hätte Sacco auf die Schulter geklopft. Doch dieser lag ja angeblich unter dem Wagen. Die Frage, warum sie nicht den blonden Mann, der zu dem Zeitpunkt danebenstand, nach dem Weg fragte, wurde nicht erörtert.

 
     
 
 
     
§
 
 

Mary Splaine beobachtete von einem Fenster im zweiten Stock der Slater & Morrill Schuhfabrik, wie der Fluchtwagen den Tatort verließ. Ein Mann stand demnach zwischen Vorder- und Rücksitzen und beugte sich aus dem Fenster des Wagens. In Dedham identifizierte sie Sacco als diesen Mann. Bei den Ermittlungen davor war sie sich allerdings nicht sicher. Konfrontiert mit einem Foto suchte sie erst einen anderen Mann heraus. Der war zu Tatzeit allerdings hinter Gitter. Auch auf dem Gefängnishof wollte sie Sacco in der Gruppe von Häftlingen nicht erkennen. In der Voruntersuchung zeigte sie sich vorsichtig: sie hätte den Mann zu kurz und aus zu großer Entfernung gesehen, um sich ein Urteil zu erlauben. Erst nach „reiflicher Überlegung“ war sie Monate später im Gerichtssaal sicher, Sacco als Gangster gesehen zu haben.

 
     
 
 
     
§
 
 

Frances Devlin war eine Arbeitskollegin von Splaine, arbeitete im gleichen Raum und sah aus dem gleichen Fenster dasselbe. Im Gerichtssaal in Dedham war sie sich sicher, dass Sacco der Mann in dem Gangsterauto gewesen ist. Bei der Voruntersuchung konnte sie dies aber nicht mit Sicherheit bestätigen.

 
     
 
 
 
Zeugenstand