Die Alibis

VanzettiVanzetti gab an, am Tag des Überfalls seinen normalen Tätigkeiten nachgegangen zu sein, aber auch Stoff für einen neuen Anzug gekauft zu haben. Das eher schwache Alibi wurde von Zeugen bestätigt. In den Kreuzverhören bemühte sich Katzmann, die Zeugen als unglaubwürdig erscheinen zu lassen. ZMehr.

SaccoSacco wollte nach eigenen Angaben ein Dokument für die geplante Heimreise nach Italien besorgen. Zu diesem Schritt hätte er sich auf die Nachricht vom Tod seiner Mutter hin entschlossen. Er nahm sich deshalb für 15. April frei, um in Boston das italienische Konsulat aufzusuchen. Drei Zeugen bestätigten, Sacco in Boston getroffen zu haben, darunter der Angestellte im Konsulat. Überraschend erkannte Sacco unter den Zuschauern im Gerichtssaal auch noch einen Mann, den er im Zug bei der Rückfahrt aus Boston gesehen hatte. Der Mann konnte im Kreuzverhör Saccos Angaben bestätigen.ZeigerMehr.

 
     
 
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VanzettiVanzettis Alibi

Laut Vanzettis Aussage verbrachte er den Morgen des 15. April mit dem Verkauf von Fischen. Gegen Mittag traf er mit Tuchhändler Joseph Rosen zusammen: der hatte billigen, weil leicht schadhaften Stoff anzubieten. Vanzetti  wollte seine ehemalige Vermieterin und Freundin, Alfonsina Brini, um ihre Meinung fragen: sie hatte früher in einer Textilfabrik gearbeitet. Also ging er mit Rosen ins Haus der Brinis – sie hütete krank das Haus – und zeigte ihr den Stoff. Rosen wartete draußen, während sich Vanzetti mit Brini unterhielt, kam dann raus und kaufte den Stoff. Danach zog Vanzetti mit dem Handkarren weiter, um Fische zu verkaufen. Später ging er zum Strand und unterhielt sich mit Fischer Melvin Corl, der gerade sein Boot strich. Nach etwa eineinhalb Stunden kam er mit dem Karren zurück zum Haus der Fortinis. 

Bestätigt wurde die Aussage von Rosen, Corl, Brini und deren Tochter. Auch andere Zeugen hatten Vanzetti an diesem Tag gesehen. Katzmann, wie stets bei diesen Anlässen, bezichtigte die Zeugen, zugunsten Vanzettis zu lügen, da sie zu anderen, beliebig genannten Daten keine Angaben machten konnten.

 
     
 
Die genauen Aussagen zu Saccos Alibi.
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SaccoSaccos Alibi

Sacco hatte sich für den 15. April 1920 freigenommen, um Fotos für seinen foglio di via, eine Art Reispass, im italienischen Konsulat in Boston abzugeben. Wochen zuvor hatte er die Nachricht über den Tod seiner Mutter erhalten und sich gemeinsam mit seiner Frau dazu entschieden, mit der Familie nach Italien zurückzukehren.

Er kam am 15. April mit Zug um 9.35 Uhr in Boston an. Er ging ins Italienerviertel North End, kaufte sich La Notizia, las, traf einen Freund, plauderte, bummelte. Zufällig begegente er einem anderen Freund, Professor Felice Guadagni, und aß mit ihm in Bonis Restaurant zu Mittag. Gegen 14 Uhr traf er im italienischen Konsulat auf den Angestellten Giuseppe Andrower. Der meinte, das Bild, das Sacco mitbrachte, wäre zu groß und für die Formulare nicht zu gebrauchen. Nach 10 bis 15 Minuten verließ er das Konsulat, ging in ein Kaffeehaus, traf dort wieder Guadagni, der ihm den ehemaligen Priester und Redakteur Antonio Dentamore vorstellte.
Kurz nach 16 Uhr fuhr Sacco mit dem Zug nach Stoughton, ließ ein Passfoto anfertigen, kaufte dort verschiedenes ein, und kam schließlich gegen 18 Uhr zuhause an.

Mehrer Zeugen bestätigten diese Angaben: Guadagni, Dentamore, außerdem Albert Bosco, Redakteur bei La Notizia, und John D. Williams, Anzeigenwerber. Letztere wurden Sacco ebenfalls im Lokal Boni durch Guadagni vorgestellt. Die Zeugen konnten sich deshalb so genau an das Datum erinnern, weil dem Chefredakteur des Boston Evening zu Ehren an dem Tag ein Bankett abgehalten wurde. Der Angestellte des Konsulats war mittlerweile in Rom, und schickte von dort aus seine beeidete Aussage. Er erinnerte sich besonders wegen des zu großen Fotos an Sacco. Außerdem sein der 15. April ein außergewöhnlich ruhiger Tag im Konsulat gewesen.

Durch Zufall fand sich ein besonders beeindruckender Zeuge mit dem Maurer und Bauunternehmer James Matthew Hayes. Weil die Verteidigung Informationen über einen seiner Straßenarbeiter, der das Fluchtauto gesehen hatte, einholen wollte, befand sich Hayes in Dedham und setzte sich in den Gerichtssaal. Sacco erkannte in ihm einen Zugfahrgast, den er auf der Fahrt von Boston nach Stoughton gesehen hatte.

Hayes, darauf angesprochen, prüfte zu Hause nach, wo er am 15. April 1920 gewesen war, und bestätigte die Aussagen Saccos – obwohl er Sacco nicht kannte und er ihm im Zug auch nicht aufgefallen war. So machte Sacco – in Hayes Abwesenheit – genaue Angaben über Hayes Sitzplatz, die dieser im Kreuzverhör bestätigen konnte.

Das Alibi Vanzettis.
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